Traumaverarbeitung
Info: Kann eine Therapie das Trauma / Schockerlebniss verstärken?
Mögliche Auswirkungen einer zu frühen Traumabehandlung nach den Erlebnissen auf der Loveparade in Duisburg
Todesangst, explodierende Autobomben, zerfetze Körper, Panik - bereit ein einziges Erlebnis oder ein Kampfeinsatz in Afghanistan oder im Irak wird für einen Menschen zur enormen psychischen Belastung.
Sowohl die Bundeswehr als auch die US Army wenden daher seit elf Jahren nach Kampfeinsätzen das sogenannte Critical Incident Stress Management als Therapiemittel der Wahl an. Eine Art Wunderwaffe gegen Traumata- und fest z. B. in den Leitlinien der Bundeswehr zur Traumabehandlung verankert.
Damit die Soldaten ihre Erlebnisse verarbeiten können, setzten sie sich bei dieser Therapieform direkt nach ihren Einsätzen mit einem Psychologen zusammen und besprechen das Erlebte.
Aggressionen sollen so abgebaut und Erinnerungen verarbeitet werden, damit die Menschen später leichter in den Alltag zurück finden können.
Genau diese Behandlung kann jedoch verehrende Folgen haben.
Die Cochrane-Forscher untersuchen elf-Trauma-Studien mit 941 Teilnehmern und kamen zu dem Ergebnis, dass das Critical Incident Stress Management keinen positiven Effekt hat.
Im Gegenteil: „Das Gruppen-Debriefing nach einem Einsatz ist im besten Fall wirkungslos, manchmal schadet es“, erklärt der Psychotraumatologe W. Butollo von der Universität München.
Unter Psychologen wird das Verfahren, das Mitte der 1980er-Jahre populär wurde, heute als völlig überholt angesehen.
Wenn Menschen unmittelbar nach dem Schockereigniss in einer Gruppe ihren Emotionen freien Raum lasse sollen, kann das bei vielen Menschen erst recht Wunden in der Seele schlagen und zu Retraumatisierungen führen.
In der Akutphase der ersten 48 Stunden solle man daher auf jede therapeutische Intervention verzichten.
Die möglichen Folgen der Therapie sind bereits heute offensichtlich:
Allein in den USA begehen jeden Tag fünf ehemalige US-Soldaten Selbstmord.